Die Verpackungsentsorgung in den Niederlanden hat sich Anfang des Jahres 2009 drastisch verteuert.
Die Niederlande sind in der Vergangenheit
einen Sonderweg im Verpackungsrecycling gegangen – weitgehend ohne
Getrenntsammlung in privaten Haushalten und mit entsprechend niedrigen
Recyclingquoten. Jetzt will das Königreich mehr Kunststoff recyceln und
das über eine Verpackungssteuer finanzieren. Die zunächst
veranschlagten Kosten aber reichen nicht aus.
Die Verpackungsentsorgung in den Niederlanden hat
sich Anfang des Jahres 2009 drastisch verteuert. Die Regierung des
Königreichs hat nicht nur die Verpackungssteuern erhöht, sondern auch
die unterschiedliche Behandlung zwischen Transport- und
Verkaufsverpackungen abgeschafft – für beide gelten jetzt einheitliche
und deutlich höhere Steuersätze. Die Kosten für Transportverpackungen
haben sich damit teilweise verdreifacht.
Schon vor dieser Erhöhung machte das Steuersystem
die Verpackungsentsorgung in den Niederlanden zu einer der teuersten in
Europa. Anfang 2008 führte das Umweltministerium die Steuer ein, mit
der pro Jahr 365 Millionen Euro eingenommen werden sollten – pro
Einwohner macht das 22 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland
werden die Kosten für die haushaltsnahe Sammlung von Verpackungen im
Gelben Sack und in der Gelben Tonne, den Altglascontainern und der
Altpapiersammlung auf unter 15 Euro pro Bundesbürger und Jahr
geschätzt.
Dabei liegen die Recyclingquoten in Deutschland
weit höher. Die Niederländer erfüllten die Vorgaben der Europäischen
Verpackungsrichtlinie bis dato vor allem durch das Recycling von
industriellen Verpackungen, also zum Beispiel durch die Verwertung von
großen Folien, mit denen die Hersteller die Paletten umwickeln, die sie
an den Handel liefern. Verkaufsverpackungen dagegen wanderten in den
Restmüll und damit in die Müllverbrennung. Da die
Verbrennungskapazitäten nicht ausreichten, musste ein Teil des Mülls im
Ausland, unter anderem in Deutschland verbrannt werden.
Dann wurde im Februar 2007 Jacqueline Cramer neue
Umweltministerin – sie hielt diese Situation nicht für akzeptabel und
setzte ehrgeizige Recyclingziele für Kunststoffverpackungen: 32 Prozent
aller Plastikverpackungen sollen bis 2009 verwertet werden, 38 Prozent
bis 2010 und 42 Prozent bis 2012. Das geht nur, wenn die Verpackungen
haushaltsnah eingesammelt werden – da es eine solche Sammlung in den
Niederlanden nicht gibt, werden hohe Investitionskosten fällig.
Verantwortlich für den Aufbau sind die Kommunen.
Das Steuersystem, das die Regierung zur
Finanzierung einführte, verringert den Einfluss der Industrie auf die
Gestaltung des Recyclings. Wie in anderen europäischen Staaten auch,
hatte die Industrie eine Gesellschaft gegründet, die das Recycling
organisieren sollte. Nedvang, so der Name der Industrieorganisation in
den Niederlanden, muss den Kommunen die gesammelten Kunststoffe für 475
Euro pro Tonne abkaufen. Außerdem zahlt Nedvang an die Kommunen etwas
über einen Euro je Einwohner und Jahr als Investitionshilfe und für
Öffentlichkeitsarbeit. Die Mittel dafür kommen aus einem „Abfallfonds“,
in den Steuereinnahmen und Erlöse aus Sekundärrohstoffverkäufen
fließen.
Das Geld aber reicht nicht. Und es fehlt weiter an
Infrastruktur: Für die geschätzten 250.000 Tonnen Kunststoff, die
allein im ersten Jahr eingesammelt werden sollen, gibt es keine
Sortieranlagen. Also werden auch die Kunststoffe zunächst nach
Deutschland exportiert, um sie dort zu sortieren. Die Niederländer aber
werden mehrere Sortieranlagen bauen müssen.
Und diese werden einiges an Know-how brauchen: Wie
die Kommunen die Sammlung organisieren, bleibt ihnen selbst überlassen,
Qualitätsstandards gibt es nicht. Etwa 30 Gebietskörperschaften wollen
die Kunststoffverpackungen nicht getrennt sammeln, sondern aus dem
Restmüll aussortieren. Die zu erwartenden Verschmutzungen und
Qualitätsmängel dieser Kunststoffe werden die Kosten des Recyclings
wohl weiter in die Höhe treiben.
Quelle: http://www.gruener-punkt.de/de/journalisteninfo/teures-recycling-in-den-niederlanden.html
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